Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Thema für Großunternehmen. Auch für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bestehen Möglichkeiten, digitale Tools und Maßnahmen einzusetzen, um mehr ökologische Nachhaltigkeit im Unternehmen zu leben. Schauen Sie sich auf dieser Seite Ihre Möglichkeiten an!
Begriffsabgrenzung
Eine der Herausforderungen der Nachhaltigkeit ist, dass diese sehr vieldeutig und vielschichtig ist. Vor einer Betrachtung des unternehmensinternen Grades der Nachhaltigkeit, sollte sich daher im ersten Schritt gefragt werden, welchen Geltungsbereich der Begriff hat.
Wenn es sich um Umweltaspekte handelt, spielen Landschaft, Natur und Biodiversität eine Rolle. Das zentrale Ziel ist es, diese Elemente auch für zukünftige Generationen zu erhalten. Nachhaltigkeit bedeutet im Kontext der Umwelt Umweltschutz, Energiemanagement und Abfallmanagement.
Zum anderen geht es im gesellschaftlichen Bereich darum, die Lebensqualität für heutige und zukünftige Generationen zu erhalten und zu verbessern. Dies kann durch eine Herstellung von Chancengleichheit, Achten auf gesundheitliche Aspekte oder der Etablierung von Transparenz erzielt werden.
Zudem gibt es das Teilgebiet der ökonomischen Nachhaltigkeit, welches auf eine langfristige Existenz am Markt hinarbeitet, verantwortungsbewusstes Handeln forciert und für ein gutes Image sorgt. Das Kernziel ist die Unterstützung der Entwicklung einer nachhaltigen, lokalen Wirtschaft.
Dass diese Ziele sich überschneiden, sieht man an folgendem Beispiel: Energiemanagement ist primär der ökologischen Nachhaltigkeit zugeordnet, kann jedoch ebenfalls für Nachhaltigkeit im Unternehmen sorgen, indem wirtschaftlich optimierend und langfristig gedacht und gehandelt wird.
Aktuelle Herausforderungen
Globale und makroökonomische Ereignisse wie der Klimawandel, globalisierte Lieferketten und ein hoher Ressourcenverbrauch durch Bevölkerungswachstum führen dazu, dass Implikationen für Unternehmen in allen Größenordnungen entstehen. Im Bereich der ökologischen Nachhaltigkeit sind derzeit insbesondere folgende Herausforderungen präsent:
SDGs
Bereits 2015 wurde die Agenda 2030 für eine nachhaltige Entwicklung von allen Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen angenommen. Das zentrale Element der Agenda sind die 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals) zur Beendigung von Armut und anderen Missständen sowie zu Verbesserungen der Gesundheit und Bildung, Verringerung von Ungleichheit, Förderung des Wirtschaftswachstums, Bekämpfung des Klimawandels und zum Schutz unserer Ozeane und Wälder. Weitere Informationen zu den einzelnen Zielen finden Sie hier.
European Green Deal und Fit for 55
Der European Green Deal zielt insbesondere auf den Klimawandel und die Umweltzerstörung ab. Er soll die EU zu einer modernen, ressourceneffizienten und wettbewerbsfähigen Wirtschaft umwandeln. Ziele umschließen insbesondere die Eliminierung von Nettoemissionen von Treibhausgasen bis 2050. Anhand dieser Ziele sollen die Klima-, Energie-, Verkehrs- und Steuerpolitik der EU umgestaltet werden. Hieraus entsteht der Begriff “Fit for 55”, welcher die Senkung der Netto-Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 % (im Vergleich zu 1990) zum Ausdruck bringt. Weitere Informationen zum European Green Deal finden Sie hier und hier.
Lieferkettengesetz
Das Lieferkettengesetz beschäftigt sich zwar vorrangig mit sozialer Nachhaltigkeit, indem die Verbesserung des Schutzes der Menschenrechte in globalen Lieferketten im Vordergrund steht. Nichtsdestotrotz wird durch transparente Lieferketten jedoch auch ökologische Nachhaltigkeit hergestellt, denn Transparenz sorgt für mehr Ehrlichkeit bei potenziell umweltunfreundlichen Praktiken. Mit dem Lieferkettengesetz wurden erstmals klare Anforderungen für die unternehmerischen Sorgfaltspflichten gesetzt. Zudem erstrecken sich diese über die gesamte Lieferkette und gehen mit einer externen Überprüfung durch eine Behörde einher. Beschwerden können nun auch beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle eingereicht werden. Weitere Informationen zum Lieferkettengesetz finden Sie hier.
Diese Regulierungen führen dazu, dass konkrete Pflichten für alle Größen von Unternehmen entstehen: Bau-Vorgaben, Tracking- und Reportingpflichten, CO2-Steuern, Fördermittelvergaben oder auch Maßnahmen wie der digitale Produktpass.
Sustainability Map
Die hier als Sustainability Map (dt.: Nachhaltigkeitslandkarte) bezeichnete Sammlung an digitalen Tools und Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit umfasst KMU-geeignete Lösungen aus vier verschiedenen Kategorien: Recycling, Abfall- und Kreislaufwirtschaft, Energie- und Gebäudeeffizienz, Ressourceneffizienz sowie Nachhaltigkeit und Transparenz in der Lieferkette. Die Kategorien sind nicht immer trennscharf, werden hier jedoch so betrachtet.
Mehrwegsysteme (z. B. Mehrwegflaschen, Container, Kunstoffboxen etc.) dienen der Reduktion von Plastikmüll und sind zur Förderung der Kreislaufwirtschaft essenziell.
Digitale Abfallmanagement- systeme können Abfallentsorgungen digital beauftragen und nachverfolgen.
KI-gestützte Smart Sorting Verfahren können durch ihre schlauen Entsorgungsvorschläge dazu beitragen, die Recycling und Wiederverwendungsquote zu steigern.
Plattformen, die es bspw. ermöglichen Lebensmittel zu spenden oder zu einem reduzierten Preis abzugeben.
Green IT umfasst umwelt- und ressourcenschonende Maßnahmen im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnik.
Energiemanagementsysteme ermöglichen das Analysieren, Bewerten und Verbessern von Energieströmen- und -trägern im Unternehmen.
Smarte Zeitsteuerung kann insbesondere Heizungslaufzeiten oder Elektrizität betreffen. Anhand von NFC-Kommunikation und Smartphone-Apps können sogar mobile Einstellmöglichkeiten getätigt werden. Solche Systeme sind zudem basierend auf Wetterdaten und -prognosen verfügbar.
Eine automatisierte und vernetzte Produktion stellt ein Szenario dar, in dem Menschen, Maschinen, Anlagen, Logistik und Produkte direkt miteinander kommunizieren. 3-D-Druck, Retrofitting (Modernisierung und Nachrüstung von bestehenden Anlagen und Betriebsmitteln) und Predictive Maintenance (vorausschauende Wartung) sind die Zahnräder der automatisierten und vernetzten Produktionshalle.
Digitale Systeme ermöglichen eine Reduktion des Papieraufkommens durch die digitale Erfassung und Abbildung (z. B. Einführung einer digitalen Buchhaltung).
Die KI überprüft die Warenverfügbarkeit und kalkuliert die optimale Bestellmenge, wodurch sie zu kosteneffizienten Entscheidungen im Bestellvorgang führt. Der Algorithmus kann bspw. den genauen Kundenbedarf ermitteln und vermeidet dadurch „Überbestellungen“.
Papierdokumente lassen sich online abbilden. Ein Dokumentenmanagement- system verwaltet dabei alle Dokumente des Unternehmens und unterstützt in der Strukturierung von Datenchaos und Prozessen, automatisiert manuelle, zeitfressende Prozesse und verbessert die Kommunikationseffizienz. Zudem hilft ein DMS bei der Einhaltung von externen Regulierungen.
Sharing und/oder Second Hand Plattformen ermöglichen das Teilen oder Wiederverwenden von Ressourcen (z.B. Baustoffe, Altmetalle etc.).
Durch die Digitalisierung von Qualitätsaufgaben in einem digitalen System können qualitätssichernde Prozesse schnittstellenfrei in das unternehmensinterne ERP-System integriert werden.
Digitale oder Remote Beratung und Services können durch die Anschaffung von marktüblichen Plattformen hergestellt werden, welche Chat-, Besprechungs-, Notiz- und Anhangsfunktionen kombinieren. Durch einfache und flexible Meetings können Absprachen mit Kunden ganz einfach, ohne Notwendigkeit einer Anreise, virtuell aus dem Büro oder dem Home-Office getroffen werden
Laut BMUV bündelt der Digitale Produkt Pass (DPP) alle relevanten Daten zu einem Produkt entlang seines gesamten Lebenszyklus: von der Rohstoffgewinnung bis zum Recyclingvorgang.
Anhand des elektronisch lesbaren Codes können auf sämtliche vom Unternehmen bereitgestellte Informationen über eine Smartphone-Kamera zugegriffen werden. Dies spart unter anderem überflüssige Ausdrucke und/oder Platz und fördern die Transparenz.
Einkaufs-/Abnehmer-kooperationen ermöglichen es Nachhaltigkeit in der Lieferkette zu erzielen bspw. durch günstigere Konditionen und Preise beim Einkauf und/oder eine gemeinschaftliche Nutzung von Ressourcen. Die Effizienz kann gesteigert sowie die Nachfrage gebündelt werden.
CO2-Nachverfolgung
Eine berechtigte Frage im Kontext der ökologischen Nachhaltigkeit ist, wie man diese konkret messbar machen kann und somit potenziell die Nachhaltigkeit des Unternehmens, eines Produktes oder eines Prozesses geschätzt nachweisen kann.
Man kann hier verschiedene Ziele haben:
- Nachhaltigkeit nachweisen: Als produzierendes Unternehmen könnte man das Interesse haben, eigene Produktionsschritte zu analysieren und den CO2-Ausstoß pro Produktionsschritt abzubilden. Dieser könnte dann z.B. als Durchschnitt auf das einzelne Endprodukt abgerechnet werden. Als Ergebnis hätte man die Information, dass das Produkt XY für eine bestimmte Menge an CO2-Äquivalent verantwortlich ist. Diese Information kann dann in einem Prozess- oder Produktpass abgebildet werden und/oder Endkonsumenten, Zertifizierern, Behörden oder auch Geschäftskunden zur Verfügung gestellt werden.
- Optionen anbieten und deren CO2-Ausstoß nachweisen: Anhand von Optionen könnte man beispielsweise eine nachhaltige Alternative anbieten und die Bepreisung transparenter machen oder auch selbst anhand von CO2-Nachverfolgung messbar machen, inwiefern ein Alternativprozess nachhaltiger ist oder wäre.
Die wichtigste Frage ist daher: Wie können wir die Emissionen für unseren Anteil an dem Prozess berechnen? Schauen Sie sich gerne unser Webinar hierzu an und informieren Sie sich über Ihre Möglichkeiten.